Landschaft oder vom Genuss der Weltoberfläche


Unter dem Gesamttitel Landschaft oder vom Genuss der Weltoberfläche gab es in fünf unterschiedlichen Linzer Kunst- und Kulturinstitutionen Ausstellungen zur kritischen Vertiefung und Aktualisierung unseres Begriffs von Landschaft.
Im StifterHaus führen sechs Wanderwege durch eine improvisierte Galerie, in der Stifters bildkünstlerische und literarische Landschaftsbilder miteinander in Dialog treten.
Im N0RDICO Stadtmuseum Linz werden Landschaften gezeigt, so wie wir sie die letzten 100 Jahre als Ansichtskarten versendet und bekommen haben.
Im afo architekturforum oberösterreich steht das Beziehungsdreieck Mensch – Landschaft – Auto im Mittelpunkt.
In der MAERZ sind die noch immer wirkenden Restbezüge der Romantik in zeitgenössischen Landschaftsdarstellungen zu sehen.
In der Landesgalerie wird der Bogen von der historischen Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts bis zur Auseinandersetzung mit dem Landschaftsbegriff der Gegenwart gespannt.

Gesamtkonzept: Gerhard Brandl sowie Konzept für die Ausstellung in der MAERZ und NORDICO

MAERZ Künstlerinnenvereinigung restlicht.romantik Mai 2016
Konzept und Gestaltung: Gerhard Brandl
Eröffnung: Franz Dodel, Schriftsteller

restlicht.romantik
Keine Epoche war stilbildender für unsere Vorstellungswelt von
Landschaft als das 19. Jahrhundert. Das romantisch-paradiesische
Bild dieser Zeit konnte im 20. Jahrhundert nur schwach überlagert
oder verändert werden, es wirkt noch heute wie das Restlicht eines
gemalten Sonnenunterganges von Caspar David Friedrich. Die Ausstellung
zeigt die noch immer wirkenden Restbezüge in zeitgenössischen
Landschaftsdarstellungen.
Mit Arbeiten von: com&com, Walter Ebenhofer, Hauenschild/Ritter,
Christoph Herndler, Michael Goldgruber, Ulrike Heydenreich, Ursula
Hübner, Franz Anton Obojes, Wilhelm Scheruebl, Karin Schneider-
Meyer, Thomas Steiner, Lois Weinberger, Gerhard Brandl

Projekttext:

Landschaft oder vom Genuss der Weltoberfläche
Die Bezeichnung „Genuss der Weltoberfläche“ stammt aus der Italienischen Reise von Goethe. In seiner Mehrdeutigkeit könnte dieser Satz auch aus der Gegenwart stammen. Denn wir leben im Zeitalter des absoluten Genusses, des Gebrauchens und Verbrauchens von Landschaft, letztendlich von Welt. In wissenschaftlichen Kreisen gibt es Vorschläge zur Bestimmung einer neuen geochronologischen irdischen Zeitepoche: das Anthropozän (altgriechisch: „Das menschlich [gemachte] Neue“), in dem wir seit etwa 1800 leben. Laut Wikipedia umfasst es den Zeitabschnitt, in dem der Mensch zu einem der wichtigsten Einflussfaktoren auf die biologischen, geologischen und atmosphärischen Prozesse der Erde geworden ist.

Schon die Anfänge von industriell genutzter Natur lenkten den Blick auf die Natur als ästhetisches Objekt. Die ästhetische Erfahrung der Natur ist im Grunde eine Leistung des Menschen als Subjekt des Empfindens. Ihr Sein ist an eine Zuwendung gebunden und würde ohne die ästhetische Vermittlung „verlöschen“; nun jedoch ist „Landschaft“ zu einem so selbstverständlichen Begriff geworden, dass er meist als ein Synonym für Natur verwendet wird. In den letzten Jahren fand in der Kunst eine verstärkte Reflexion über das Thema Landschaft statt. Diese Blickrichtung auf Landschaft und Natur kann als nostalgische Rückbesinnung auf vergangene Zeiten oder auch als reflektierende Kompensation für den derzeit allgemein empfundenen Naturverlust gewertet werden.

In keiner der Ausstellungen jedoch geht es um ein mahnendes Statement. Alle beteiligten Institutionen widmen sich dem Thema auf ihre eigene, individuelle Weise.